Aktuelles aus dem Projekt |
LIFE AV-Newsletter 2022-08 |
Stolberg, August 2022
Liebe Interessierte am Projekt LIFE-Amphibienverbund,
seit dem letzten Rundbrief im April 2021 ist einige Zeit vergangen. Vieles ist seitdem passiert und wir melden uns mit den wichtigsten Highlights zurück.- Im Juli letzten Jahres beeinträchtigte das Hochwasser die Arbeiten im Projekt, da einige Maßnahmen verschoben werden mussten. Der Gelbbauchunken- und Kreuzkrötennachwuchs in temporären Gewässern profitierte jedoch von den Regenfällen, was uns sehr gefreut hat.
Das Monitoring im letzten und auch in diesem Jahr zeigt, dass die Maßnahmen im Rahmen des Projekts sich insgesamt positiv auf die Zielarten ausgewirkt haben. Es zeigt aber auch, wie wichtig eine Pflege von Gewässern und Gewässerumfeld ist und das wir immer "am Ball" bleiben müssen...
An den letzten beiden Augustwochenenden heißt es im Skulpturengarten der Stolberger Künstlerin Birgit Engelen wieder "Kunst trifft...". Wir konnten die KünstlerInnen für eine Zusammenarbeit mit unserem Projekt gewinnen. Diesmal sind also "Bedrohte heimische Kröten & Co" Gegenstand der künstlerischen Auseinandersetzung. Tolle Kunstwerke sind entstanden, das Anschauen lohnt sich! Alle weiteren Infos siehe unten, über einen regen Besuch freuen wir uns. Und wer nicht kommen kann: Bitte weitersagen!
Es grüßt herzlich das Team LIFE-Amphibienverbund der Biologischen Station StädteRegion Aachen e.V.
| Anstehende Veranstaltungen:
Kunst trifft… Bedrohte heimische Kröten & Co
Vom 20.-28 August 2022
Bereits zum 7. Mal haben sich Künstler*innen aus der Region in Kooperation mit der Biologischen Station und der Künstlerin Birgit Engelen einem biologischen Thema gewidmet. In diesem Jahr sind drei seltene Amphibienarten Gegenstand der künstlerischen Auseinandersetzung. Die Kunstwerke werden im Atelier und Skulpturengarten von Birgit Engelen ausgestellt und können dort bei einer Vernissage sowie an den nachfolgenden Wochenenden bewundert werden. Kreative und informative Mitmachaktionen wie Steine bemalen, Origami-Kröten falten und eine Kinder-Rallye werden für die kleinen Gäste organisiert.
Am Abend des 20. August um 20 Uhr findet eine Exkursion statt, bei der mit etwas Glück der melodische Ruf der Geburtshelferkröten mitten in der Stadt vernommen werden kann. Für die Exkursion bitten wir um Anmeldung unter info@bs-aachen.de oder auf www.bs-aachen.de/de/veranstaltungen
Eröffnung: SAMSTAG 20.08. 18 Uhr
Begrüßung: Hildegard Niessen, Stadt Stolberg
Einführung: Dr. Dirk Tölke, Kunsthistoriker
Exkursion: Samstag 20.8.22, 20 Uhr
Ort: Skulpturengarten & Atelierhaus Birgit Engelen, Hammerberg 13 • Stolberg
Öffnungszeiten: Samstag 14 - 20 Uhr, Sonntag 12 - 17 Uhr
Leitung: Birgit Engelen, Heidi Selheim, Bettina Krebs, Ulrike Klöcker, Kathrin Weinberg
Anmeldung: nur für Exkursion am Samstag 20.8. erforderlich unter info@bs-aachen.de oder auf www.bs-aachen.de/de/veranstaltungen
Mit-Mach-Aktion zur Pflege von Schutzgebieten
Im Naturschutzgebiet Rüst in Stolberg findet wieder eine Pflege-Aktion statt. Wir räumen zusammen mit den Kollegen aus der unteren Naturschutzbehörde, den Aktiven aus den Naturschutzverbänden sowie den AmphibenrangerInnen die dortige Feuchtwiese. Für eine Suppe und Getränke ist gesorgt. Bitte selber Arbeits-Handschuhe mitbringen.
Samstag, 27. August 2022
Zeit: 9:30 Uhr
Treffpunkt: Vor Ort.
Geparkt werden kann auf dem Parkplatz am Ortseingang Stolberg-Breiniger Berg, Ecke „Am Tomborn“ und „Rüst“.
Wegen der (Essens-)Planung bitten wir bis Dienstag den 16.8.21 um Anmeldung an bettina.krebs@bs-aachen.de.
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| Die Verbesserung der Lebensräume geht weiter
Im Sommer 2021 wurden im FFH-Gebiet Bärenstein mehrere Gewässerkomplexe mit insgesamt 39 technogenen Gewässern angelegt.
Ergänzt wurden diese durch Trittsteinbiotope im näheren Umfeld, die eine Verbindung zum FFH-Gebiet Brockenberg darstellen. Darüber hinaus konnten am Rand des Gewerbegebietes Camp Astrid in Stolberg im Projektgebiet Propsteier Wald drei Ortbetongewässer und ein Sandhaufen realisiert werden.
Auch in diesem Sommer sind die Arbeiten bereits weitergegangen. Im Steinbruch Atzenach in Stolberg, der durch die Untere Naturschutzbehörde angekauft wurde, wurden im Frühjahr Gehölze gerodet und an die 40 Gewässer angelegt.
Pflege von Laichgewässern
An die 200 bestehenden technogenen Laichgewässer in verschiedenen Schutzgebieten wurden im Rahmen von After-LIFE im Winter 2021 gereinigt. Das heißt, das Wasser wurde ausgepumpt und soweit wie möglich Fressfeinde und organisches Material entfernt, da Kreuzkröte und Gelbbauchunke Gewässer im Pionierzustand benötigen. Die Gewässer sollen dadurch als Laichgewässer geeignet bleiben.
Landlebensraum pflegen
Flächen, die bereits zu Projektbeginn gerodet wurden, zeigten bereits erste Anzeichnung von Verbuschung. Auf Anregung des Projekts wurden im NSG Rüst, im NSG Maria Hauptschacht sowie im NSG Wurmtal südlich von Herzogenrath erste Pflegeaktionen mit Hilfe des Arbeitstrupps der Biostation sowie mit den ehrenamtlichen Amphibien-RangerInnen (After-LIFE) durchgeführt. Hierbei kamen neu angeschaffte Extractigatoren zum Einsatz. Ebenso bei einer Pflegeaktion des Arbeitskreises Naturschutz im Steinbruch Vygen.
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| Wiederansiedlung der Gelbbauchunke
Die Wiederansiedlung der Gelbbauchunke wurde in 2021 und 2022 weiter fortgeführt und hierbei in zwei neuen Teilgebieten nachgezüchtete Tiere ausgesetzt. Um später verfolgen zu können, wie viele Tiere überleben und wohin sie sich bewegen, wurde das individuelle Bauchmuster aller nachgezüchteten Juvenilen, vor der Ansiedlung fotografisch erfasst. Im Sommer 2020 konnten im Rahmen des Monitorings nach wenigen Wochen bereits einige Juvenile in mehr als 700 m Luftlinie entfernt und über steile Felswände wiedergefunden werden.
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| Faunistisches Monitoring
Auch in 2021 fanden Erfassungen statt, die im Folgenden für die verschiedenen Arten näher erläutert werden. Die Situation der drei Zielarten im Einzelnen
Gelbbauchunke
Im Gebiet Binsfeldhammer wurden die Gelbbauchunken nach 2017 erneut an mehreren Terminen mittels Fotoauswertung von Bauchmustern individuell erfasst. Die Untersuchung erfolgte im Rahmen einer Bachelor-Arbeit durch Yannick van der Veen. Betrachtet wurde neben der aktuellen Populationsgröße auch die Nutzung der unterschiedlichen Gewässertypen durch die Gelbbauchunke. Erfreulich ist, dass der Erhaltungszustand des Vorkommens sich nach Umsetzung zahlreicher Maßnahmen von B (gut) auf A (hervorragend) verbessert hat.
Weiterhin wurde mit Unterstützung der Amphibien-Rangerinnen Beate Freudenberg und Claudia Welter untersucht, ob die im Jahr 2019 wiederangesiedelten Gelbbauchunken in einem ehemaligen Steinbruch bei Stolberg an den Gewässern anzutreffen sind. Wenn möglich, wurden die Bauchmuster der Tiere fotografiert, um eine individuelle Unterscheidung zu ermöglichen. Dort wurden im Frühjahr und Sommer 13 Individuen anhand des Bauchmusters identifiziert, davon waren 5 Adulte, 3 Subadulte und 5 Juvenile. Von den Adulten waren 3 Wiederfänge von 2020. In einem Gewässer konnten weit entwickelte Gelbbauchunken-Kaulquappen nachgewiesen werden. Es hat im Gebiet also erfreulicherweise schon eigene Reproduktion stattgefunden, obwohl vergleichsweise wenig Adulte wiedergefunden werden konnten.
Geburtshelferkröte
Im NSG Carl-Alexander erfasste Hannah Stalljann-Brakhane im Rahmen eines Praxis-Moduls die Geburtshelferkröten. Sie hat an einem Abend bis zu 30 Rufer verhört. Unter ausgelegten Förderband-Matten fanden sich ebenfalls Geburtshelferkröten, darunter auch ein eiertragendes Männchen sowie Jungtiere. Larven wurden in drei Gewässern gefunden, wobei sich eines davon über 100 m entfernt von den Böschungen auf der zentralen ebenen Fläche befand. Die Geburtshelferkröte nutzt vermutlich auch diesen Bereich sowohl als Land- als auch als Wasserlebensraum.
Im FFH-Gebiet Binsfeldhammer erfasste Yannick van der Veen während der Unkenerfassung in 22 Gewässern ca. 400 Larven. Auch ca. 40 Metamorphlinge und 8 Juvenile wurden beobachtet und damit ist eine erfolgreiche Reproduktion sehr wahrscheinlich.
Im verfüllten Bereich des Steinbruch Vygen riefen bis zu 8 adulte Tiere. Diesmal aus drei Bereichen: aus dem 2019 angelegten großen Steinriegel, dem direkt angrenzenden erhaltenen Steinbruchbereich sowie aus der freigestellten Steinböschung am nordöstlichen Rand. Dies bedeutet, dass sich die Geburtshelferkröte weitere Bereiche als Landlebensraum erschlossen hat. Es fanden sich auch wieder überwinternde Larven in den großen Becken der StädteRegion Aachen.
Kreuzkröte
Die vielen Regenfälle im Juni und Juli wirkten sich insgesamt positiv auf die Kreuzkröten aus.
Mit neuen Nachweisen bei einem Acker in Kinzweiler (Ranger Christian Düpré) sowie einem Vorkommen beim Bahnhof in Stolberg (Dorothee Raskin) wurden zwei neue Kreuzkröten Populationen entdeckt.
Hannah Stalljann-Brakhane hat im NSG Carl-Alexander im Rahmen ihrer Bachelorarbeit die Kreuzkröten untersucht. Nachdem in den Jahren 2013 und 2017 keine adulten Kreuzkröten nachgewiesen werden konnte, waren es 2021 an einem Termin mind. 30 adulte Tiere. Weiterhin war die Reproduktion mit dem Nachweis von mind. 20 Laichschüren, sowie zahlreichen Metamorphlingen und Juvenilen erfolgreich. Insgesamt wurden im Gebiet 83 adulte Kreuzkröten individuell erfasst.
Im NSG Noppenberg zeigten sich an den Gewässern an mehreren Terminen ca. 7 bis 8 rufende Männchen der Kreuzkröte. Mehrmals während der Untersuchungsperiode von April bis August konnten Laich, Larven und schließlich Metamorphlinge festgestellt werden. Die Situation hat sich damit gegenüber 2017 verbessert, was auf die Maßnahmen im Rahmen des LIFE-Projektes zurückzuführen ist. Ohne diese Maßnahmen wäre die Population wohl in absehbarer Zeit erloschen, da die ursprünglichen Laichgewässer am Fuße der Halde und auf einer Ackerbrache verlandeten
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| Amphibien-RangerInnen
Im Jahr 2021 wurden weitere 20 Neu-RangerInnen über mehrere online-Kurse und Exkursionen unter Corona Auflagen ausgebildet. Zusammen mit den 2019 ausgebildeten „Alt-Rangern“ unterstützen sie die Arbeit im Projekt.
Verstärkt wurde durch die Ranger die Meldeplattform „nrw-observation.org“ genutzt.
Die Ehrenamtlichen beobachten die Entwicklung der Bestände der drei Zielarten in den ihnen übertragenen Gebieten sowie den Wasserstand der Gewässer.
Fortbildung im Bereich Umweltbildung
Im Mai 2022 führte die erfahrene Naturpädagogin Ursula Wawra eine Fortbildung für AmphibienrangerInnen durch, die sich für das Thema Umweltbildung an Schulen und Kindergärten interessieren. Bei einer Runde durch den Aachener Wald wurden von Frau Wawra viele Ideen vermittelt, wie das Wissen über Amphibien mit abwechslungsreichen, lebendigen Spielen an Kinder weitergegeben werden kann.
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| Internationales Amphibienschutzsymposium in Aachen am 20. Und 21. Mai 2022
80 Teilnehmer aus ganz Deutschland, Luxemburg, der Schweiz und den Niederlanden kamen in Aachen zum Internationalen Amphibienschutzsymposium zusammen, um sich über den Schutz bedrohter heimischer Amphibienarten auszutauschen. Die von der NABU-Naturschutzstation Aachen und der Biologischen Station in der StädteRegion Aachen organisierte, zweitägige Tagung richtete sich an Naturschützer und Amphibienexperten. Ziel der Veranstaltung war, die Schutzbemühungen für europäisch geschützte Amphibienarten zu diskutieren und auf Exkursionen in Schutzgebieten rund um Aachen und Stolberg zu erkunden.
Der Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf drei Arten, die europaweit nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie geschützt sind: Geburtshelferkröte, Gelbbauchunke und Kreuzkröte. Beide Naturschutzstationen erhalten hierfür im Rahmen des europäischen Life-Programms für die Projekte „LIFE-Bovar“ und „LIFE-Amphibienverbund“ Fördermittel. Ziel ist es, die in der Region vorhandenen Populationen zu stärken und damit einen Beitrag zum Erhalt der Art in Europa zu leisten.
Alle Vorträge und Abstracts HIER zum Herunterladen.
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| Wanderausstellung mit Informationen zum Projekt
Im Juni 2022 wurden die sieben Informationstafeln, die ausgiebig über das LIFE-Amphibienverbund-Projekt informieren, fertig gestellt. Die Tafeln sind mobil, beleuchtet und schnell aufstellbar. Sie können insgesamt oder einzeln z.B. an Bildungseinrichtungen, Vereine, Städte und Gemeinden für verschiedenste Veranstaltungen mit passendem Kontext (z. B. Natur, Amphibien, regionale Schutzprojekte) ausgeliehen werden.
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| Ausblick
Anlage von speziellen DERNOTON®-Gewässern in Neu-Lohn und am Blausteinsee
Im August werden am Blausteinsee in Eschweiler und auf einem weiteren Acker in Neu-Lohn mit den Arbeiten zur Gewässeranlage für die Kreuzkröte begonnen. Die insgesamt vier Gewässer werden aus einem speziellen natürlichen Tonmaterial gefertigt, das ggf. durch Einarbeitung in den Boden komplett recyclebar ist. Außerdem sollen auf einer der Ackerflächen zwei Sandhaufen als Versteckmöglichkeit angelegt werden.
Naturwerkstatt in Alsdorf
In der Nähe des Gebiets Maria Hauptschacht mit Vorkommen der Kreuzkröte werden in diesem Sommer zwei Kleingewässer angelegt. Hiervon profitiert nicht nur die Kreuzkröte, auch die Kinder, die die Naturwerkstatt besuchen, können direkt am Gewässer interessante Beobachtungen machen.
Halde Gouley im Wurmtal
Auf der Halde Gouley wurden schon gleich zu Beginn des Projekts mehrere Gewässer für die Geburtshelferkröte angelegt, die allerdings unter den gegebenen Klimabedingungen zu schnell austrocknen. Deshalb soll hier ein weiteres, tieferes Gewässer angelegt werden.
Steinbruch Fuchskaul
Im aktiven Steinbruch Fuchskaul ist geplant, im Randbereich noch in diesem Jahr acht Brunnenringe, fünf bis zehn Ortbetongewässer für die Gelbbauchunke und fünf Ortbetongewässer für die Geburtshelferkröte anzulegen. Weiterhin sollen zwei Schotter-/Erdhaufen als Versteckmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe zu den Geburtshelferkröten-Gewässern aufgeschüttet werden.
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