Aktuelles aus dem Projekt

Newsletter Dezember 2024
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Liebe Interessierte am Projekt LIFE-Amphibienverbund,

das Jahresende nehmen wir zum Anlass, das Jahr 2024 noch einmal Revue passieren zu lassen.

Das Thema invasiver Waschbär hat uns auch in diesem Jahr begleitet. Seit Jahresbeginn haben wir viele Gewässer in Gebieten mit Gelbbauchunkenvorkommen waschbärsicher abdecken können. Wir hoffen, dass sich durch diese Schutzmaßnahmen die beeinträchtigten Populationen mittelfristig wieder erholen.

Die Wiederansiedlung der Gelbbauchunke im zweiten Wiederansiedlungsgebiet wurde in diesem Jahr abgeschlossen. Erfreulich ist, dass in beiden Wiederansiedlungsgebieten sich die angesiedelten Unken bereits eigenständig vermehren.

Weiter ging es in diesem Jahr auch mit konkreten Maßnahmen zur Verbesserung von Lebensräumen. Auf der Halde Adolf in Herzogenrath-Merkstein wurde ein Gewässer saniert sowie zwölf weitere neue angelegt. Auch Versteckmöglichkeiten wie eine Trockenmauer wurde neu geschaffen.

Auf den Bergehalden Carl-Alexander in Baesweiler und Gouley in Würselen haben wir die Beseitigung von invasiven Robinien und nichtheimischen Balsam-Pappeln angepackt. Diese sind dort verstärkt gewachsen. Zu Projektbeginn haben dort bereits Rodungs-Arbeiten statt gefunden.

In zahlreichen Stunden waren unsere ehrenamtlichen Amphibien-Rangerinnen und -Ranger unterwegs. Sie haben auch in diesem Jahr wieder hervorragende Arbeit geleistet, sei es durch Beobachtungen, Erfassungen oder Pflegemaßnahmen. Vielen Dank dafür!

Auch bei allen weiteren Beteiligten wie den Umweltverbänden, den Projekt-Kommunen und der Unteren Naturschutzbehörde bedanken wir uns für die gute Zusammenarbeit.

Nun wünschen wir alles Gute, vor allem eine besinnliche Adventszeit, schöne Weihnachtstage und einen guten Rutsch in das neue Jahr.

Im neuen Jahr bieten wir wieder zwei spannende Exkursionen an. Mehr dazu hier.

Herzlichst,

das Team LIFE- Amphibienverbund

Bettina Krebs, Ulrike Klöcker, Heike Moldrickx und Tim Stark

Neue Projekt-Laufzeit bis 2027

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Unser Projekt wurde um zwei Jahre bis Ende 2027 verlängert. Ein im Jahr 2023 bei der europäischen Kommission gestellter Antrag wurde Anfang 2024 positiv beschieden. Verknüpft damit ist, dass wir mit Projektmitteln gezielt Maßnahmen zum Waschbär-Management durchführen dürfen.

Waschbär-Management für die Gelbbauchunke – Abdeckungen schützen!

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Der Waschbär ist ein Neozoon aus Nordamerika. Als Allesfresser macht er auch Jagd auf Amphibien, darunter die leicht zu erbeutenden Arten Gelbbauchunken und Kreuzkröte. In den letzten Jahren konnte eine Abnahme an Gelbbauchunken in fast allen Gebieten und eine grundsätzliche Zunahme an Waschbären in der Region nachgewiesen werden. In Stolberg kommt der Waschbär in allen Gebieten mit Gelbbauchunken vor, was durch Wildtierkameraaufnahmen belegt ist.

Seit Frühjahr 2024 sind in den Stolberger Unken-Gebieten ca. zwei Drittel der technogenen Gewässer mit höhenverstellbaren Abdeckgittern versehen worden. Die Amphibien kommen nach wie vor an die Gewässer, der Waschbär aber nicht. Wir haben in den abgedckten Gewässern sowohl Kaulquappen der Gelbbauchunke als auch der Geburtshelferkröte nachweisen können. Die Gitter erfüllen somit ihre Funktion.

Auch der bereits Mitte 2023 in ausgewählten Gebieten begonnene Fang von Waschbären wurde in 2024 in drei bis vier Teilgebieten mit rund 12 Fallen fortgeführt. Bis Oktober 2024 wurden insgesamt über 90 Waschbären entnommen. Die toten Tiere werden zu Forschungszwecken von der Universität Frankfurt untersucht. Viele der untersuchten Tiere waren vom Waschbärspulwurm befallen, der auch für den Menschen gefährlich werden kann. In Zukunft ist ein engerer Austausch mit der Kreisjägerschaft geplant. Im Herbst hat dazu bereits ein Infoabend zum Thema Waschbär für interessierte Jagdberechtigte stattgefunden. Ein regelmäßiger Austausch im Rahmen einer Arbeitsgruppe ist geplant.

Positive Entwicklung bei der Wiederansiedlung der Gelbbauchunke

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In diesem Jahr wurden voraussichtlich zum letzten Mal gezüchtete Gelbbauchunken in den Stadien Kaulquappen und Juvenile im zweiten Wiederansiedlungsgebiet entlassen. Erfreulich war, dass bereits diesen Sommer, im dritten Jahr nach der ersten Wiederansiedlung sich dort die angesiedelten Gelbbauchunken eigenständig vermehrt haben. Die entsprechenden Kaulquappen haben unsere Amphibien-Rangerinnen und Ranger nachgewiesen. Auch im ersten Wiederansiedlungsgebiet haben sich Amphibien-Rangerinnen und Ranger intensiv mit den Gelbbauchunken beschäftigt. Hier fanden die ehrenamtlichen Helfer Gelbbauchunkennachwuchs in elf Gewässern. Anhand von Bauchmustern konnten 33 adulte und subadulte Tiere identifiziert werden. Wir hoffen, dass sich diese positive Entwicklung weiter fortsetzt.

Neuer Nachweis der Geburtshelferkröten auf Halde Maria Hauptschacht

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Auf der Halde Maria Hauptschacht in Alsdorf gelang der Nachweis der Geburtshelferkröte. Zuerst wurden Larven der Art Anfang des Jahres bei der Reinigung eines eigentlich für die Kreuzkröten angelegten Gewässer von unseren Bundesfreiwilligen gefunden. Im Sommer konnten unsere Amphibien-Rangerinnen und -Ranger zudem den glockenartigen Ruf der erwachsenen Tiere auf der Halde selber sowie aus der Umgebung vernehmen. Maria Hauptschacht ist eine weitere Halde, auf der nach Maßnahmenumsetzung für die Kreuzkröte überraschenderweise auch Geburtshelferkröten als Profiteur nachgewiesen werden konnten. Ideal wären in dem Gebiet weitere, auch tiefere Gewässer für die Geburtshelferkröte.

Halde Adolf optimiert

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Für Geburtshelferkröte und Kreuzkröte herrschen seit kurzem paradiesische Zustände auf der Grube Adolf in Herzogenrath-Merkstein. Im September konnten die Maßnahmen auf von der Stadt Herzogenrath bereit gestellten Flächen abgeschlossen werden. Zwei der Teiche befinden sich auf dem Vereinsgelände des Bergbauvereins Grube Adolf e.V. Daneben wurden auch ein Sandhaufen, eine Trockenmauer und eine Gesteinsaufschüttung als Landlebensraum und Versteckmöglichkeit errichtet. Besucher und Besucherinnen können hier hautnah einen Einblick in die Artenschutzmaßnahme erhalten. Zusätzlich wurden elf weitere Teiche auf einer Lichtung auf den Höhen der Halde angelegt. Dort wurden bereits im Februar Einzelbäume gefällt, damit die Gewässer Platz haben und sonnenbeschienen sind. Dieser Bereich ist für die Bevölkerung nicht zugänglich, sodass die Arten sich ungestört entwickeln können. Wir sind gespannt, ob sich auch auf dieser Halde die Zielarten wieder einfinden werden. Zusammen mit dem NABU Aachen Land bieten wir im kommenden Jahr eine Exkursion auf der Halde an

Bekämpfung der invasiven Robinie und der nichtheimischen Balsampappel

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Im Herbst wurden auf der Bergehalde Gouley im Wurmtal in Würselen sowie auf der Bergehalde Carl-Alexander in Baesweiler Jungwuchs von invasiven und nichtheimischen Gehölzen entfernt. Ziel ist es, den Lebensraum der gefährdeten Amphibienarten Geburtshelferkröte und Kreuzkröte offen zu halten.

Um ihre Lebensbedingungen zu verbessern, wurden bereits zu Beginn des Projekts Bäume gerodet und dauerhafte Gewässer zur Larvenablage angelegt. Insbesondere die wärmeliebende Geburtshelferkröte konnte sich durch diese Maßnahmen in den letzten Jahren wieder gut vermehren, das haben die ehrenamtlichen Amphibien-Rangerinnen und Ranger der Biologischen Station gut dokumentiert. Ein Problem stellten aber zwei Baumarten dar: die nichtheimische und invasive Robinie sowie die nichtheimische Balsam-Pappeln breiten sich durch unterirdische Wurzelausläufer stark aus und sind kaum einzudämmen. Der Jungwuchs wurde deshalb jetzt erneut mit Maschinen mit Wurzeltellern gezogen. Anschließend wurden die Reste und Fragmente der unterirdischen Wurzelausläufer mit einem sogenannten Roderechen zu Tage gefördert und abgesammelt. Nur wenn möglichst viele Wurzeln ganz entfernt werden, besteht eine Chance der Eindämmung, weil aus jedem Wurzelstück wieder ein neuer Baum austreibt.

Acker als Lebensraum für die Kreuzkröte erhalten

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Für die Zielart Kreuzkröte wurden im Sommer 2022 auf zwei bereits zuvor extensivierten Ackerflächen in der StädteRegion Aachen am Blausteinsee und bei Neu-Lohn insgesamt vier künstliche Ackersenken angelegt. Damit die Flächen attraktiv für die Kreuzkröte bleiben, werden diese einmal im Jahr, so auch in diesem Herbst, bearbeitet. Mit einem Grubber oder einer Egge wurden die aufgewachsenen Pflanzen in den Boden eingearbeitet. Dies erfolgt im Rahmen des Vertragsnaturschutzes durch örtliche Landwirte. Auch aus den Gewässern müssen Pflanzen wie Rohrkolben oder Weiden entfernt werden. Die Senken werden regelmäßig trockengelegt, wenn sie nicht, wie im regenreichen Jahr 2024, von alleine abtrocknen. Für die Kreuzkröte ist es lebensnotwendig, dass die Gewässer zeitweise austrocknen, damit sie wieder frei von Fressfeinden sind.

Wie dichte ich Gewässer ab? Neuauflage einer Amphibien-Broschüre für Abbaubetriebe

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Eine Broschüre des Baustoffverbandes Vero und des NABU NRW zum Amphibienschutz in Abgrabungen wird neu aufgelegt. Wir haben uns an der Broschüre mit einem Kapitel zu Gewässern mit künstlichen Abdichtungen beteiligt. Die Broschüre soll Anfang 2025 in gedruckter Version erscheinen.

Der Blick über den Tellerrand – internationaler Austausch in Spanien und Slowenien

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Was ist für den Schutz von Amphibien und Reptilien in der EU in Zukunft notwendig? Welche Ansätze verfolgen Amphibien- und Reptilienschützer in anderen europäischen Ländern? Dies waren Fragestellungen von zwei Tagungen in Nordspanien und Slowenien. Ausgerichtet wurden diese mit bzw. von den LIFE-Projekten Steps for LIFE und LIFE-Amphicon. Wir haben uns mit Vorträgen am Fachaustausch beteiligt.

Zum Ausleihen: Ausstellung und Amphibien-Rucksack

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Haben Sie Interesse unsere Ausstellung „Pionier-Amphibien und wo sie zu finden sind“ zu präsentieren? Wir stellen Ihnen sieben hochwertige RollUps zur Verfügung, die über die Ziele, Maßnahmen und Zielarten des Projektes informieren. Ebenfalls ausleihbar ist unser Amphibienrucksack. Zum Downlod stehen ergänzende Materialien zur Umweltbildung bereit.