Aktuelles aus dem Projekt

Newsletter Dezember 2023
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Liebe Interessierte am Projekt LIFE-Amphibienverbund,

sehr schnell ist wieder ein Jahr vergangen.

Seit dem letzten Rundbrief im Sommer 2022 haben wir weitere lebensraumverbessernde Maßnahmen in fünf Gebieten umsetzen können.

Besonders spannend war für uns die Anlage von vier künstlichen Ackersenken auf zwei Ackerflächen in Eschweiler. Erstmals haben wir dort mit dem Abdichtungsmaterial Dernoton® gearbeitet, welches aus Tonmineralien besteht. Eine weitere Premiere war die Anlage eines Komplexes aus technogenen Gewässern in einem Steinbruch, der noch aktiv genutzt wird.

Bunt ging es zu bei der Vernissage der Aktion „Kunst trifft ..... bedrohte heimische Kröten & Co“.

Seit Anfang des Jahres beschäftigt uns aber noch ein anderes Thema sehr stark: die neozoische Tierart Waschbär. Ursprünglich aus Nordamerika eingeschleppt, hat sich der schlaue Allesfresser nun auch bei uns in der StädteRegion Aachen stark vermehrt und unsere Steinbrüche mit den zahlreichen Kleingewässern als gutes Nahrungshabitat entdeckt. Gleichzeitig sind die Beobachtungen der in NRW vom Aussterben bedrohten Gelbbauchunke in einigen Gebieten so stark zurückgegangen, dass nicht sicher ist, ob die Gelbbauchunke dort ohne weitere Hilfe überleben kann. Mit Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde wurden bereits erste Sofort-Maßnahmen ergriffen. Weitere Maßnahmen sollen folgen, so dass wir etwas zuversichtlicher in die neue Amphibiensaison blicken können.

An dieser Stelle möchten wir uns bei unseren Amphibien-Rangerinnen und -Rangern bedanken, die auch in diesem Jahr wieder hervorragende Arbeit geleistet haben, sei es durch Beobachtungen, Erfassungen oder Pflegemaßnahmen.

Noch ein Tipp: Über Neuigkeiten aus unserem Projekt und über unsere Zielarten in der StädteRegion Aachen informieren wir auch auf unserem Instagram-Kanal.

Für das kommende Jahr haben wir drei spannende Exkursionen geplant. Mehr dazu hier.

Nun wünschen wir alles Gute, vor allem eine besinnliche Adventszeit, schöne Weihnachtstage und einen guten Rutsch in das neue Jahr.

Herzlichst,

das Team LIFE- Amphibienverbund

Bettina Krebs, Ulrike Klöcker, Heike Moldrickx und Tim Stark

Wechsel im Team LIFE-Amphibienverbund

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Kathrin Weinberg hat zu Beginn des Jahres leider die Biologische Station verlassen. Wir danken ihr für ihren engagierten Einsatz im Projekt. Seit Juli 2023 ist Tim Stark eine wichtiger neuer Teil des Teams Amphibienverbund.

Der Waschbär - (neue) Gefahr für die Gelbbauchunke

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Der Waschbär ist ein Neozoon aus Nordamerika, der sich negativ auf unsere heimische Tier- und Pflanzenwelt auswirkt. Er gehört deshalb zu den 88 invasiven Tier- und Pflanzenarten, für die nach einer EU-Verordnung Managementmaßnahmen erforderlich sind.

In Stolberg scheint sich der Waschbär auf Gewässerkomplexe spezialisiert zu haben, die für die Gelbbauchunke und andere Amphibienarten angelegt wurden. Dort sucht der Waschbär gezielt und wiederholt die einzelnen Gewässer nach Nahrung ab. Dabei hilft dem Säuger sein ausgeprägter Tastsinn. Zudem scheint der geschickte Jäger unempfindlich gegenüber dem Gift der Gelbbauchunke zu sein. Mit Hilfe von Wildtierkameras wurden seit dem Frühjahr in 8 von 10 Gelbbauchunkenvorkommen Waschbären, meist in Gruppen, regelmäßig nachgewiesen. Parallel zu der Zunahme von Waschbären hat sich die Anzahl an gesichteten Gelbbauchunken stark reduziert, obwohl die Witterungsbedienungen in diesem Jahr gut waren. Die Gelbbauchunke ist aufgrund des Lebensraumverlustes ohnehin landesweit vom Aussterben bedroht und auf Naturschutzmaßnahmen angewiesen. Als Sofortmaßnahme gegen den zusätzlichen Fraßdruck durch den Waschbären wurden in einigen Gebieten Lebendfallen aufgestellt, die von der Unteren Naturschutzbehörde finanziert wurden. Bis zum Frühjahr sollen Abdeckgitter an Gewässern installiert werden, die die Gelbbauchunke vor den Waschbären schützen.

Rückblick Kunst trifft ...bedrohte heimische Kröten & Co“

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Vom 20. bis 28. August 2022 fand im wunderschönen Skulpturengarten von Birgit Engelen in Stolberg die Vernissage der Aktion "Kunst trifft ...bedrohte heimische Kröten & Co" statt. Bei der Aktion haben sich 20 Künstler*innen aus der Region mit den Zielarten des Projektes auseinandergesetzt und ihre Gedanken dazu in Kunstwerken umgesetzt. Wer die Präsentation der Kunstwerke verpasst hat, kann diese online anschauen oder sich den gedruckten Ausstellungskatalog in der Biologischen Station abholen.

Zur Ausstellung wurde auch ein Hör-Quiz entwickelt. Das Quiz kann über unsere Homepage hier aufgerufen werden. Lernen Sie die Rufe von Geburtshelferkröte, Gelbbauchunke und Kreuzkröte kennen oder testen Sie Ihr Wissen!

Lebensraum für die Kreuzkröte durch neue Ackersenken

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Für die Zielart Kreuzkröte wurden ab August 2022 auf zwei bereits zuvor extensivierten Ackerflächen in der StädteRegion Aachen am Blausteinsee und bei Neu-Lohn insgesamt vier künstliche Ackersenken angelegt. Dabei wurde Dernoton©, ein mineralisches Dichtungsmaterial, verwendet. Sandhaufen auf den Flächen bieten Versteckmöglichkeiten.

Die Kreuzkröte ist auf Gewässer angewiesen, die nicht zu früh austrocknen. Deshalb wurden die Mulden unterschiedlich tief angelegt. Je nachdem, ob der Sommer trocken oder regenreich ist, ist hoffentlich immer ein geeignetes Gewässer für den Kreuzkrötennachwuchs vorhanden.

Besonders gefreut hat uns, dass die Ackersenke in Neu-Lohn bereits im ersten Sommer nach der Anlage erfolgreich von der Kreuzkröte als Laichgewässer genutzt wurde. In der Nähe der Ackerflächen bei Neu-Lohn gibt es ein aktuelles und im Bereich des Blausteinsees gab es ein ehemaliges Vorkommen der Kreuzkröte.

Technogene Gewässer

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Technogene Gewässer aus EPDM-Folie mit Betonschutzschicht konnten wir seit Sommer 2022 in einem aktiven Steinbruch bei Stolberg-Dorff, in einem Privatgarten in der Stolberger Altstadt, in der Nähe der NaturErlebnis-Werkstatt Alsdorf sowie auf der Halde Gouley im Wurmtal bauen. Insgesamt haben wir so mit unseren Partnern bisher über 500 Kleingewässer neu angelegt oder saniert, wobei der Schwerpunkt auf technogenen, abflussfähigen Gewässern lag. Bei einer Exkursion mit der Natur- und Umweltakademie NRW im Juni haben wir unsere Erfahrungen mit technogenen Kleingewässern an Fachleute und interessierte Laien weitergegeben.

Neue Nachweise von Geburtshelferkröten

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Die Geburtshelferkröte überrascht uns immer wieder. Seit längerem ist ein Vorkommen auf dem Friedhof in Stolberg-Büsbach bekannt. Dort nutzt die Geburtshelferkröte ein Tauchbecken für Gießkannen als Larvenablagegewässer. Im Sommer entdeckten Amphibien-Ranger Geburtshelferkrötenlarven in einer Viehtränke aus Metall bei Stolberg-Gressenich. Die Tiere sind erstaunliche Kletterer. Junge Geburtshelferkröten haben wir auch auf der Halde Noppenberg bei Alsdorf gefunden. Die Art galt dort als ausgestorben. Geeignete Gewässer fehlten. Jetzt hat sich die Geburtshelferkröte erfolgreich fortgepflanzt, nachdem dort Gewässer für die Kreuzkröte angelegt worden waren. Diese Betonbecken liegen mehrere hundert Meter von den ehemaligen Rufplätzen der adulten Tiere entfernt, die als sehr standorttreu gelten.

Amphibien-Rangerinnen und Ranger bieten Exkursionen für Schulklassen an

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Im diesem Jahr haben Amphibien-Rangerinnen und Ranger Aktionen für Schulklassen konzipiert. Der Fokus liegt darauf, dass Schülerinnen und Schüler Pionier-Amphibien in ihren Lebenräumen erleben können und verstehen, welche Schutzmaßnahmen notwendig sind. Weiter Infos hier.

Halde Adolf - Maßnahmen können nächstes Jahr beginnen

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Auf der Halde Adolf in Herzogenrath-Merkstein gab es früher Geburtshelferkröten und Kreuzkröten. Seit einiger Zeit gibt es jedoch keine geeigneten Gewässer mehr für diese Arten. Die Stadt Herzogenrath hat nun eine Fläche zur Verfügung gestellt, auf der ab dem nächsten Jahr neue Gewässer angelegt werden können. Auf dem Museumsgelände des Bergbauvereins wird ein bestehender Teich saniert. Die Halde ist ein wichtiges Bindeglied im Biotopverbund der Amphibienlebensräume im Norden der StädteRegion Aachen.

Ausstellung „Pionier-Amphibien und wo sie zu finden sind“

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Die Ausstellung „Pionier-Amphibien und wo sie zu finden sind - Lebensräume erhalten, wiederherstellen und verbinden" wurde in diesem Jahr u.a. im Rathaus in Eschweiler und im Haus der StädteRegion in Aachen gezeigt. Sieben hochwertige Rollups informieren über die Ziele, Maßnahmen und Zielarten des Projektes. Die Ausstellung kann gerne von externen Institutionen ausgeliehen werden (weitere Infos).