Aktuelles aus dem Projekt

LIFE AV-Newsletter 2020-01
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Stolberg, 20. August 2020

Liebe Interessierte am Projekt LIFE-Amphibienverbund,

die Amphibien haben in diesem Jahr früh ihre Winterquartiere verlassen, die Temperaturen haben sie gelockt.
Aber der Regen blieb schon im April weitgehend aus. Bereits im Frühjahr sind wir losgezogen und haben Becken mit Wasser aufgefüllt. An dieser Stelle gilt unser besonderer Dank den Amphibien-Rangern, die einen Großteil der Gebiete regelmäßig besuchen, uns Zustandsberichte geben und auch Wasser nachfüllen.

Sehr schade ist, dass wir wegen der Pandemie den diesjährigen Amphibien-Ranger-Kurs absagen mussten und auch einige Veranstaltungen ausgefallen sind. Die Maßnahmen können zum Glück unbeeinträchtigt von der Pandemie weitergehen. Wir beobachten nun im vierten Projektjahr, dass Brunnenringe wie auch Ortbetongewässer gut angenommen werden. Also gehen wir diesen Weg weiter. Was sich in den ersten sechs Monaten im Projekt getan hat, wollen wir Ihnen heute berichten.

Auch von unserer Seite: bleiben Sie gesund - das Team LIFE-Amphibienverbund
der Biologischen Station StädteRegion Aachen e.V.

Gehölzmaßnahmen, Anlage von Laichgewässern und Tagesverstecken zeigen erste Erfolge

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Im vierten Projektjahr zeichnen sich deutlich erste Erfolge der Maßnahmen ab. Sowohl die Ortbetongewässer wie auch die eingebauten Brunnenringe werden von allen drei Amphibienarten gut angenommen. Steinschüttungen, die als Tagesversteck in der Nähe von Laichgewässer aufgeschüttet wurden, erfüllen ihren Zweck, wie wir beobachten konnten. Bereits Anfang des Jahres wurden in Baesweiler im Naturschutzgebiet Carl-Alexander und in Stolberg im geschützten Landschaftsbestandteil Birkengang sowie im Naturschutzgebiet Rüst insgesamt auf eineinhalb Hektar Fläche Gehölze entfernt. In den Gebieten finden Maßnahmen für Kreuzkröten bzw. Geburtshelferkröten statt, wobei die Gehölzentnahme dafür sorgt, dass bestimmte Bereiche wieder besonnt, der Boden erwärmt und das Gebiet attraktiv für die Tiere bleibt.

In mehreren Gebieten wurden technogene Gewässer angelegt: In der Tongrube Beggendorf in Baesweiler entstanden im März fünf kleinere und zwei große Ortbetonbecken, zwei bestehende Kleingewässer von 50 m² bis 100 m² wurden für die Zielarten optimiert. In Stolberg hat ein Steinbruchbetreiber den Einbau von sechs Brunnenringen finanziert und der Arbeitskreis Naturschutz in einem vom Verein aufgekauften und bereits verfüllten Teil des Steinbruchs Vygen 44 Ortbetongewässer anlegen lassen. Als ergänzende Maßnahme dazu wurde über das Projekt eine Steilwand freigestellt. Noch in diesem Jahr werden weitere Steinhaufen in dem Gebiet aufgeschüttet, die den Tieren als Tagesverstecke und zur Überwinterung dienen. Schließlich wurde im Bernhardshammer und im Binsfeldhammer der Einbau von je 20 weiteren Betonbecken fertiggestellt. Seit Projektbeginn 2017 wurden bisher insgesamt weit über 300 technogene Laichgewässer gebaut. Im September werden im „Birkengang“ im Stolberger Stadtteil Velau mit einer Teichabdichtung und dem Bau einer Trockenmauer die Maßnahmen vorerst abgeschlossen, die aus dem Gebiet wieder einen geeigneten Lebensraum für die Geburtshelferkröte machen. Ein bestehender Teich wird saniert, damit er zukünftig wieder ganzjährig Wasser führt. Die Trockenmauer, die an den Rand des Teiches gebaut wird, kann den Geburtshelferkröten als Tagesversteck und Winterquartier dienen.

Bilderfolge Kreuzkröten-Lebensraum

Amphibien-Ranger starten die Betreuung von Gebieten

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Seit Anfang des Jahres sind die Amphibien-Ranger in den ihnen zugeteilten Gebieten unterwegs. Sie betreuen 22 der insgesamt über 30 Gebiete im Projekt. Im Wesentlichen beobachten sie die Entwicklung der Bestände der drei Zielarten, teilen uns den Wasserstand der Becken sowie Störungen oder Veränderungen im Gebiet mit und helfen beim Befüllen und Reinigen von Becken, Umsiedlungen und dem Gelbbauchunken-Monitoring. Besonders erwähnenswert ist, dass im Naturschutzgebiet Noppenberg zwischen Alsdorf und Herzogenrath wieder die Rufe der Kreuzkröte vernommen und deren Laich in einigen Becken entdeckt wurde. Die Kreuzkröte konnte sich mehrere Jahre in Folge hier nicht vermehren, weil es an Gewässern fehlte. Sie nimmt die neuen Becken an, bleibt abzuwarten, ob aus dem Laich und den zahlreichen Kaulquappen auch Kreuzkröten hervorgehen und die Zahl der Tiere am Noppenberg steigt.

Bilderfolge Amphibien-RangerInnen in Aktion

Nebenerscheinung des Pandemie-lock-downs

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Weniger erfreulich ist, dass die Schutzgebiete immer häufiger für Freizeitaktivitäten, und zwar abseits der Wege genutzt werden. Dabei bleibt auch Müll im Naturschutzgebiet liegen. Und auch da sind unsere Ranger zur Stelle: mehr dazu in diesem Artikel.

Der Pandemie-Lock-down hat dazu geführt, dass es sehr viele Menschen in der Natur gezogen hat. Leider wurden und werden die Schutzgebiete auch abseits der Wege stark frequentiert. Störungen wildlebender Tiere durch Menschen, die einer Freizeitaktivität nachgehen oder ihre Hunde freilaufen lassen, nehmen zu. Zurück bleiben Feuerstellen, weggeworfener Müll, Fahrspuren von Fahrrädern, Motocross-Rädern und Squads, zerstörte Vegetation. In sozialen Netzwerken werden Tipps zur Freizeitnutzung in Naturschutzgebieten verbreitet, sicherlich nicht immer in dem Bewusstsein, etwas Verbotenes zu tun. Besorgniserregend ist es allemal. Wenn Sie können, helfen Sie mit, auf den Schutzstatus hinzuweisen, Menschen anzusprechen und vom Schutzgedanken zu überzeugen.

Neue Projekt-Mitarbeiterin bei „LIFE Amphibienverbund“

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Ulrike Klöcker arbeitet seit Juli 2020 im Projekt LIFE Amphibienverbund mit und füllt die Lücke, die Kai Kirst Mitte letzten Jahres durch den Wechsel in die stellvertretende Geschäftsleitung hinterlassen hat. Wir freuen uns sehr, wieder eine Fachkraft im Projekt zu haben. Die promovierte Dipl.-Biologin ist nach ihrem Studienabschluss an der Universität Bonn nach Australien ausgewandert und hat dort die letzten 20 Jahre verbracht. Zunächst forschte sie im Outback für ihre Doktorarbeit an Kleinvertebraten und fand im Anschluss daran eine Anstellung als Ranger in einem National Park. Die letzten zehn Jahre arbeitete sie in Sydney in einem Planungsbüro an Projekten zu unterschiedlichen ökologischen Themen, darunter ein Projekt zum Schutz des gefährdeten Gold-Laubfrosches. Diese Amphibienerfahrung brachte sie letztendlich zum Projekt LIFE Amphibienverbund und wieder zurück nach Deutschland. Ulrike spricht fließend Englisch und freut sich auf Kontakte zu und regen Austausch mit Naturinteressierten in deutscher oder englischer Sprache.

Zucht und Wiederansiedlung von Gelbbauchunken

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Im Juli 2020 konnten insgesamt 1.457 Gelbbauchunken (760 Kaulquappen und 697 Juvenile) im Raum Stolberg wiederangesiedelt werden. Die Tiere stammen aus einer Zuchtanlage in den Niederlanden und aus dem Artenschutzzentrum Metelen der Landesanstalt für Natur und Verbraucherschutz (LANUV) NRW. Der diesjährige Besatz fand in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ansiedlungsgebiet im Jahr 2020 statt und ist die zweite Wiederansiedlung im Projekt. Einige der Tiere wurden dort freigelassen, wo zum Aufbau der Zuchtgruppen Tiere entnommen worden waren. Somit ist die Entnahme von Gelbbauchunken wieder ausgeglichen.

Veröffentlichung

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Wir möchten Sie auf die folgende Veröffentlichung aufmerksam machen:

Zeitschrift für Feldherpetologie Band 27 Heft 1
Herausgeber: Burkhard Thiesmeier & Ulrich Schulte
Simone Huth, Bettina Krebs, Kai Kirst & Norman Wagner
Die Gelbbauchunke im Schutzgebiet Binsfeldhammer im Raum Aachen (NRW): Gewässernutzung, Populationsgröße, demographische und morphologische Parameter

Hier erhältlich

Hinweis zu Veranstaltungen

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Wir führen wieder Veranstaltungen durch, allerdings mit maximal 15 Teilnehmern und unter Einhaltung bestimmter Vorgaben. Wir hoffen, dass wir auch diese Veranstaltung durchführen können und freuen uns, wenn Sie dabei sind:

„LIFE-Amphibienverbund: Pionierarten im Blick - Maßnahmen und Monitoring“
Für den Vortrag am 20. November 2020 gibt es noch freie Plätze. Bettina Krebs gibt einen Überblick über das Projekt, die Ansprüche der Zielarten, ihre Entwicklung in der Region und den Stand der Maßnahmen im Projekt.
Zum Veranstaltungsprogramm der Biologischen Station

Mit-Mach-Aktion zur Pflege von Schutzgebieten

Im Naturschutzgebiet Rüst in Stolberg findet am 26. September 2020 eine Pflege-Aktion statt. Jeder ist herzlich eingeladen, daran teilzunehmen. Bei Interesse bitten wir um Anmeldung bei Bettina Krebs (bettina.krebs@bs-aachen.de) bis zum 16.9.2020.

Die Biologische Station pflegt traditionell einmal im Jahr zusammen mit der Unteren Naturschutzbehörde (uNB) und Aktiven aus diversen Naturschutzverbänden eine Feuchtwiese im NSG Rüst in Stolberg. Für Verpflegung wird gesorgt, es bleibt ausreichend Zeit für einen Austausch und Fragen. Arbeitsgeräte sind vorhanden, Arbeitshandschuhe bitte jede(r) selbst mitbringen.