Der Waschbär ist da! Was nun?

Warum der hungrige Allesfresser uns vor Herausforderungen stellt

Als Pelzlieferant kam der Waschbär (Procyon lotor) Anfang des 20. Jahrhunderts aus Nordamerika nach Deutschland. 1934 wurde er erstmals bewusst ausgesetzt und ist seitdem als einer der erfolgreichsten Neozoen des europäischen Kontinents auf dem Vormarsch.

Der Waschbär ist an seinem Markenzeichen, der schwarzen "Augenmaske" leicht erkennbar. Auch seine gräuliche Fellfärbung mit dem geringelten Schwanz und seine buckelige Körperhaltung beim Laufen sind unverwechselbare Kennzeichen.

Der Waschbär wird ungefähr 40 - 70 Zentimeter lang, wobei der Schwanz nicht mit eingerechnet ist, und sein Gewicht schwankt zwischen 3 - 12 Kilogramm, je nach Jahreszeit, Geschlecht, Alter und Verbreitungsgebiet. Waschbären sind gute Schwimmer und Kletterer und extrem geschickt. Das erweitert ihren Speisezettel beträchtlich: Fische, Würmer, Frösche, Käfer, Eier, Beeren oder Nüsse, alles was an Land, auf Bäumen oder in Gewässern zugänglich ist, wird verspeist. Dies beinhaltet auch die zahlreichen Nahrungs­quellen, die Menschen schaffen, wie Mülltonnen, Komposte oder gefüllte Futter­näpfe.

Neozoe aus NordamerikaNeozoe aus Nordamerika© Adobe Stock

Der Waschbär ist eine weitere Gefahr für seltene Amphibienarten

Waschbären suchen gezielt nach Amphibien, vor allem in der Laichzeit, wenn diese sich an Gewässern versammeln. Sie fressen unter anderem Molche, Frösche und Kröten – auch solche, die unter Naturschutz stehen, wie die leicht zu erbeutenden Arten Gelbbauchunke und Kreuzkröte. Waschbären sind kletterfreudig und geschickt. Selbst in schwer zugängliche Schutzgebiete, die Amphibien Rückzugsräume bieten sollen, gelangen sie problemlos. Waschbären suchen im Wasser nach Beute und zerstören dabei oft Amphibienlaich oder stören deren Fortpflanzung erheblich. Die seichten Pfützen oder die neu angelegten flachen technogenen Gewässer des Projekts sind für den Waschbären leicht zu plündernde "Speisekammern".

In den letzten Jahren konnte eine Abnahme an Gelbbauchunken in fast allen Gebieten und eine grundsätzliche Zunahme an Waschbären in der Region nachgewiesen werden. Als Neozoon hat der Waschbär in Europa kaum natürliche Feinde. Dadurch kann sich seine Population stark vermehren. In Stolberg kommt der Waschbär in allen Gebieten mit Gelbbauchunken vor, was durch Wildtierkameraaufnahmen belegt ist.

Viele Amphibienarten sind bereits durch Lebensraumverlust, Umweltverschmutzung oder Krankheiten wie die Chytridpilz-Infektion gefährdet. Der zusätzliche Fraßdruck durch Waschbären kann lokale Populationen stark dezimieren oder sogar auslöschen.

Mit seinen geschickten und  Fingern kann der Waschbär z.B. kleinste Körner auflesen, Behältnisse öffnen und Dinge auseinander nehmenMit seinen geschickten Fingern kann der Waschbär z.B. kleinste Körner auflesen, Behältnisse öffnen und Dinge auseinander nehmen© Adobe Stock