Lebensräume für gefährdete Amphibienarten in der StädteRegion Aachen
Bagger rollen für die Anlage von Laichgewässern
Eine Artenschutzmaßnahme für die vom Aussterben bedrohte Gelbbauchunke
Sie ist in NRW vom Aussterben bedroht und gilt, laut der erst kürzlich aktualisierten „Rote Liste“ der Amphibienarten Deutschlands, bundesweit als stark gefährdet: die Gelbbauchunke. Aktuell werden für sie in einem Schutzgebiet in Stolberg rund 50 Laichgewässer angelegt. Durch diese Naturschutzmaßnahme der Biologischen Station StädteRegion Aachen e.V. soll die bisher kleine Population gestärkt und vergrößert werden. Trittsteine werden für einen Verbund mit anderen Gebieten sorgen.
In ganz Nordrhein-Westfalen gibt es nur an die 40 Vorkommen der Gelbbauchunke. Ein aktueller Verbreitungsschwerpunkt der Unken mit dem gelbschwarzen Bauch ist der Raum Aachen-Stolberg. In unserer Region besiedelt die Art nicht ihr natürliches Biotop, die Überschwemmungsbereiche von Flüssen, sondern Lebensräume aus menschlicher Hand, wie Steinbrüche und militärische Übungsplätze. In solchen sekundären Lebensräumen sorgt nicht die Natur für Störung, damit zum Beispiel durch Hochwässer neue Gewässer entstehen, sondern der Mensch. Auf dessen dauernden Eingriff ist das Amphib angewiesen, da es zum Laichen kleine, sonnenbeschienene Gewässer benötigt, die zweitweise austrocknen. In aktiven Steinbrüchen sind dies Pfützen und Fahrspuren, die durch die Nutzung immer wieder neu entstehen. In Naturschutzgebieten werden solche Gewässer gezielt für die Gelbbauchunke angelegt.
Die Biologische Station StädteRegion Aachen konnte dafür umfangreiche Mittel bei der europäischen Kommission einwerben. Im Rahmen des Projekts „LIFE-Amphibienverbund“ konnten seit 2017 zusammen mit Partnern in der Region bereits über 400 Gewässer in 21 Gebieten angelegt werden. „Mit dem Projekt unterstützen wir neben der Gelbbauchunke auch Arten mit ähnlichen Ansprüchen wie die Kreuz- und Geburtshelferkröte“, so Bettina Krebs, Leiterin des Projektes. Diese Arten sind Teil des europäischen Naturerbes und durch die sogenannte Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU geschützt. Speziell für die Gelbbauchunke wurden in Stolberg auf der Grundlage dieser Richtlinie bereits Ende der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts vier Gebiete als Fauna-Flora-Habitat-Gebiet ausgewiesen. Aber die Unterschutzstellung allein reicht nicht aus, um den Tieren langfristig einen Lebensraum zu bieten. Die Biologische Station kümmert sich bereits seit den 2000er Jahren um den Erhalt und die Verbesserung des pflegebedürftigen Lebensraumes und seit 2017 verstärkt mit Mitteln der EU und des Landes NRW.
Aktuell finden die Arbeiten in einem FFH-Gebiet statt, welches zuvor als Halde genutzt wurde. Der Eigentümer, die Schönmackers Gruppe , stellt dabei das Gelände für die Gewässeranlage dauerhaft dem Naturschutz zur Verfügung. „Wir sind sehr froh, dass die Schönmackers Gruppe unser Projekt unterstützt und dadurch eines der Gelbbauchunkenvorkommen in Stolberg gefördert werden kann“, so Bettina Krebs.
Die Herausforderung ist, Gewässer zu schaffen, die einerseits dauerhaft vorhanden sind, aber trotzdem ihren Pioniercharakter über die Zeit erhalten. Zum Einsatz kommen bei den Baumaßnahmen deshalb Brunnenringe und Foliengewässer mit einer Betonschutzschicht. Diese Typen von Laichgewässern sind im benachbarten Limburg erprobt worden und haben den Vorteil, dass sie sehr stabil sind und gut trockengelegt und gereinigt werden können. Fressfeinde, wie räuberische Insekten sowie deren Larven, sind nämlich ein Problem für die Kaulquappen der Gelbbauchunke. Indem die Gewässer von Zeit zu Zeit im Winter entleert werden, wird die Besiedlung der Gewässer wieder auf null zurückgesetzt, wie dies auch in den Tümpeln von großen Auen der Fall wäre. Im darauffolgenden Sommer haben die Kaulquappen dann wieder beste Startbedingungen, um sich zu jungen Unken entwickeln zu können. Je mehr junge Unken überleben, desto höher ist die Chance, dass die aktuell nur rund 20 erwachsene Tiere umfassende Population sich mit der Zeit vergrößert.
Ganz in der Nähe wurde mit finanzieller Unterstützung der NRW-Bank ein erstes sogenanntes Trittsteinbiotop angelegt, eine kleine Anzahl an Gewässern in der Landschaft zwischen den Vorkommen in den Schutzgebieten. Diese Mini-Biotope sind ein erster Schritt für eine Vernetzung der Vorkommen. Bis 2025 sollen weitere folgen. Unken und andere Tiere, die auf Kleingewässer angewiesen sind, können dann von einem Gebiet zum anderen wandern. Dies sorgt für einen genetischen Austausch und trägt zur Stabilisierung der Vorkommen bei- ein richtiger „Amphibienverbund“.