Lebensräume für gefährdete Amphibienarten in der StädteRegion Aachen
Maßnahmen im Naturschutzgebiet „Maria Hauptschacht“ sollen das Vorkommen der Kreuzkröte sichern
Alsdorf, 27. Februar 2018. Im Naturschutzgebiet „Maria Hauptschacht“ wurden in den letzten Wochen Gehölze entfernt. Die Maßnahme dient dem Artenschutz und wird im Rahmen eines Naturschutzprojekts durchgeführt, das die Biologische Station StädteRegion Aachen zusammen mit vielen Partnern zum Erhalt gefährdeter Amphibien in der StädteRegion Aachen durchführt.
Gehölze roden im Naturschutzgebiet – auf den ersten Blick erscheint das widersprüchlich. Doch hier am Fuße der Bergehalde im Naturschutzgebiet „Maria Hauptschacht“ dient es dem Erhalt einer gefährdeten Amphibienart, der Kreuzkröte. Auf einer Fläche von ca. 4.400 m² wurden Bäume und Sträucher entfernt, die hier im Laufe der Zeit gewachsen sind, nachdem die Bergehalde sich selbst überlassen wurde. Die Kreuzkröte hat die Bergehalde einst besiedelt, weil sie hier Bedingungen vorgefunden hat, die denen in ihrem natürlichen Lebensraum wie Flussauen gleichen. Dort, wo Flüsse über die Ufer treten, Sand- und Kiesbänke ablagern, Senken sich mit Wasser füllen, ist der natürliche Lebensraum der Kreuzkröten. Auf vegetationsfreien Flächen jagen sie nach Kleintieren, in lockeren Boden graben sie sich ein und in flachen Kleingewässer, die sich schnell erwärmen und frei von feindliche Tiere sind, wachsen die Kaulquappen rasch heran. Doch natürliche Flussauen gibt es in Europa kaum noch. Hier in unserer Region haben die Tiere durch den Bergbau, aber auch durch Sand- und Kiesabbau, Lebensräume aus Menschenhand gefunden. Den der Abbaubetrieb und die Deponierung des Abraums auf Halden sorgten dafür, dass – ähnlich wie in der Aue – vegetationsfreie Flächen und flache, temporäre – d.h. nicht dauerhaft wassergefüllt – Gewässer wie Pfützen zur Verfügung standen. Nachdem der Betrieb eingestellt wurde, verschwanden die Fortpflanzungsgewässer mit der Zeit. Die STAWAG legte vor drei Jahren im Rahmen der Photovoltaikanlage flache Betonbecken an, die von den Kreuzkröten direkt zur Fortpflanzung angenommen wurden. Doch auch die einst vegetationsarmen, angrenzenden Flächen und Hänge verbuschten mehr und mehr. Dem Lebensraumverlust wurde nun entgegengewirkt, indem die Gehölze entfernt wurden. Der Eschweiler Bergwerksverein (EBV) hat seine Kooperation angeboten und die Flächen für die Maßnahme bereitgestellt. Auch die Untere Naturschutzbehörde der StädteRegion Aachen ist eingebunden und Harald Thyssen begrüßt ausdrücklich, dass durch die Maßnahme die in der StädteRegion Aachen mittlerweile sehr seltene Kreuzkröte wieder gefördert wird.
Bettina Krebs von der Biologischen Station StädteRegion Aachen e.V. leitet das Projekt, in dessen Rahmen über neun Jahre hinweg für Kreuzkröten, aber auch Geburtshelferkröten und Gelbbauchunken Schutzmaßnahmen umgesetzt werden. „Ob es gelingt, diese seltenen Amphibienarten in unserer Region zu erhalten, liegt nicht alleine am Erfolg unseres Projektes“, so Bettina Krebs. Auch nach Ende des Projekts müssen die Lebensräume weiter für die Tiere attraktiv gehalten werden, indem dauerhaft Maßnahmen durchgeführt werden. „Für diese Aufgabe brauchen wir Unterstützung“, so Bettina Krebs. „Mit unserer Amphibien-Ranger-Ausbildung ermöglichen wir jedem mitzumachen, der Interesse am ehrenamtlichen Naturschutz hat.“
Steckbrief: Kreuzkröte
- Verbreitung: Von West- bis Osteuropa. In Deutschland im Flach- und Hügelland in allen Bundesländern.
- Lebensweise: Nachtaktiv, tagsüber verborgen in Verstecken oder eingegraben in den Boden
- Überwinterung: In Kältestarre in Verstecken oder bis zu zwei Meter tief im Boden eingegraben.
- Landlebensraum: Vegetationslose oder –arme Bereiche mit grabbarem Boden und ausreichend Versteckmöglichkeiten.
- Wasserlebensraum: Temporäre Gewässer mit Flachwasserzonen, die bevorzugt frei von Pflanzenbewuchs und feindlichen Tieren sind
- Fortpflanzungszeit: von April bis August.
- Besonderheit: bewegen sich ähnlich einer Maus sehr flink fort - im Gegensatz zu Erdkröten, die eher schreiten oder plumpe Sprünge machen.
- Laute Rufe, die über einen Kilometer weit zu hören sind.