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Lebensräume für gefährdete Amphibienarten in der StädteRegion Aachen
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Baumfällarbeiten schaffen Lebensraum für Gelbbauchunke und Galmei-Veilchen
Im Naturschutz und Natura 2000-Gebiet „Werther Heide, Napoleonsweg“ in Stolberg werden in den nächsten Wochen Maßnahmen zur Schaffung neuer Lebensräume für die gefährdete Gelbbauchunke und weitere Amphibienarten durchgeführt. Dazu werden in einem Kiefernbestand am Rande des Luftsportplatzes gezielt Bäume entnommen. Ab Frühjahr folgt die Anlage von Gewässern. Insgesamt soll das Gebiet als Trittsteinbiotop aufgewertet werden. Die Arbeiten sind Teil des Projekts „LIFE-Amphibienverbund“ der Biologischen Station StädteRegion Aachen e.V.
Bekannt ist die Werther Heide für ihre einzigartigen Schwermetallrasen und -heiden, die durch besondere geologische Gegebenheiten und eine historischen Bergbaunutzung entstanden sind. Aufgrund seiner herausragenden Bedeutung gehört das Gebiet zum europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000. Hier wächst beispielsweise das Gelbe Galmei-Veilchen, das weltweit ausschließlich in der Region Aachen-Stolberg-Kelmis vorkommt. Im letzten Jahrhundert bot das Heidegebiet zudem heute bedrohten Amphibienarten wie Gelbbauchunke und Geburtshelferkröte einen Lebensraum. Allerdings sind im Laufe der Zeit die meisten Kleingewässer verschwunden und damit die Lebensgrundlage dieser Tiere. Dies soll sich jetzt ändern.
Ziel der Maßnahmen
In einem ersten Schritt werden Kiefern entfernt, die in der Vergangenheit hier angepflanzt wurden und die nicht zur natürlichen Vegetation zählen. Das Ziel der Gehölzentnahme ist es, neue Gewässerstandorte für gefährdete Amphibien zu schaffen. Gleichzeitig soll die Waldrandstruktur verbessert und mehr Platz für die seltene Schwermetallrasenvegetation geschaffen werden.
Die Gelbbauchunke, die in der Region ihre nordwestliche Verbreitungsgrenze erreicht, ist in Nordrhein-Westfalen vom Aussterben bedroht. Im Raum Aachen-Stolberg ist die Art vor allem dank Naturschutzmaßnahmen in den letzten drei Jahrzehnten noch mit wenigen Vorkommen vertreten. Das Amphib mit dem schwarz-gelben Bauchmuster ist auf warme, sonnige und fischfreie Gewässer angewiesen, die regelmäßig austrocknen. Im Landlebensraum benötigt die Unke wie auch die Geburtshelferkröte sonnige, offene Flächen mit schütterer Vegetation.
Bettina Krebs, Projektleiterin der Biologischen Station, erklärt:
„Die Werther Heide ist ein wichtiger Trittstein im Verbund der aktuellen Vorkommen der Gelbbauchunke. Allerdings verhindert die Beschattung durch die Kiefern und das Fehlen von Gewässern, dass die Art hier leben kann.“
Kooperation für mehr Biodiversität
Die bevorstehende Gehölzentnahme wird durch die Forstabteilung der Stadt Stolberg in Absprache mit Regionalforstamt Rureifel - Jülicher Börde durchgeführt. Alle weiteren Maßnahmen werden in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Stolberg als Flächeneigentümerin und dem Umweltamt der StädteRegion Aachen durch die Biologische Station umgesetzt. Eingebunden in die konkreten Planungen ist weiterhin der Luftsportverein, der den angrenzenden Flugplatz gepachtet hat. Die diesjährigen Arbeiten sind Teil eines größeren Maßnahmenkonzepts, welches die Biologische Station im Auftrag des Landes Nordrhein-Westfalens für das Natura2000-Gebiet erstellt hat. Ziel des übergeordneten Plans sind insgesamt die Verbesserung der Lebensräume und Arten, die aufgrund europäischer Richtlinien mit diesem Gebiet geschützt werden sollen.
Bei den aktuellen Gehölzmaßnahmen werden zum Schutz der wertvollen Schwermetallrasen für den Abtransport des Holzes und des Reisig Metallplatten ausgelegt. Bettina Krebs betont: Wir entnehmen Bäume nur in Randbereichen und schaffen so offene Flächen und kleine Einbuchtungen für die Anlage neuer Gewässer. Insbesondere alte Bäume mit Stammrissen oder Höhlen bleiben als Lebensraum für Vögel und Fledermäuse erhalten.“ Ein weiteres Problem, welches mit den Gehölzmaßnahmen angegangen wird, ist die illegale Ablage von Grünschnitt, der in der Vergangenheit kontinuierlich im Schutzgebiet abgelegt wurde. Wie in einem Komposthaufen häufen sich dadurch Nähstoffe auf diesen Flächen an. Statt Galmei-Veilchen wachsen dann nur noch Brennnesseln. Weiterhin können mit dem Grünschnitt invasive Pflanzenarten wie die Zackenschote und der Japanische Staudenknöterich eingeschleppt werden. Beide Arten kommen im Gebiet bereits vor und verdrängen schutzwürdigen Pflanzen. Eine langjährige wilde Grünschnittdeponie wird jetzt entfernt und kurzzeitig als Lagerfläche für das geerntete Holz genutzt. Die Verantwortlichen bitten darum, darauf zu achten, dass in der Zukunft kein Grünschnitt mehr im Gebiet entsorgt wird. Diese beeinträchtigen das Gebiet und sorgen für Entsorgungskosten zu Lasten der Allgemeinheit.
Die Gehölzarbeiten sollen bis Ende Februar abgeschlossen sein. Im Frühjahr und Sommer folgen die Anlage der Gewässer. So kann hoffentlich das Schutzgebiet insgesamt verbessert und ein weiterer Trittstein im Netz des Amphibienverbunds in Stolberg gelegt werden.