Lebensräume für gefährdete Amphibienarten in der StädteRegion Aachen
„Birkengang“ soll langfristig Amphibienlebensraum bleiben
Für Geburtshelferköten werden Gehölze entfernt
Stolberg, 8. Januar 2020. Auf der ehemaligen Schlackenhalde „Birkengang“ im Stolberger Stadtteil Velau-Steinfurt werden in der kommenden Woche Schutzmaßnahmen für gefährdete Amphibienarten durchgeführt. Das Gebiet soll für die Geburtshelferkröte wieder ein geeigneter Lebensraum werden. Wege sind zweitweise gesperrt.
Noch bevor die Brut- und Laichzeit beginnt, werden ab Montag den 13. Januar 2020 auf der ehemaligen Schlackenhalde „Birkengang“ westlich der Straße Steinfurt Bäume und Sträucher entfernt. Die Arbeiten werden mit großen Maschinen umgesetzt und dauern die Woche über an. Aus Sicherheitsgründen können einige Spazierwege im direkten Arbeitsbereich nicht genutzt werden. Die Gehölzentnahme ist eine Naturschutzmaßnahme, die sich nicht jedem direkt erschließt. „Wir wollen hier einen geeigneten Lebensraum für die gefährdete Geburtshelferkröte schaffen“ erklärt Bettina Krebs von der Biologischen Station StädteRegion Aachen. „Bekannt ist, dass die bei uns lebenden Amphibien Gewässer für ihre Nachkommen brauchen. Weniger bekannt ist, dass sie selbst einen Landlebensraum mit bestimmter Ausstattung benötigen.“
Geburtshelferkröten benötigen ganz in der Nähe eines Laichgewässers sonnenbeschienene Hänge, die ihnen Tages- und Überwinterungsverstecke bieten. Der östlich des Wohngebiets Mathiasschacht gelegenen Teich könnte den Amphibien als Laichgewässer dienen, er ist aber die meiste Zeit ausgetrocknet und muss abgedichtet werden. Das soll in einem zweiten Schritt passieren. Zunächst soll die Umgebung wieder so hergerichtet werden, dass sie für die Geburtshelferkröte ein attraktiver Landlebensraum ist. Amphibien sind wechselwarm, sie brauchen Wärme, um aktiv werden zu können. Wenn in der Umgebung des Gewässers Gehölze entfernt werden, gelangen die wärmenden Sonnenstrahlen wieder bis auf den Boden. „Wir hoffen, dass sich an dem Teich Geburtshelferkröten einfinden und bleiben und später, wenn der Teich abgedichtet ist, hier auch deren Larven heranwachsen“, führt Bettina Krebs aus. Sie leitet das Projekt „LIFE-Amphibienverbund“ der Biologischen Station StädteRegion Aachen e.V., durch das die Maßnahmen möglich werden. Die Stadt Stolberg als Eigentümerin stellt die Flächen langfristig für den Naturschutz zur Verfügung. Stolberg ist mit rund zehn Vorkommen in der StädteRegion Aachen das Gebiet mit den meisten Vorkommen der Geburtshelferkröte. Landes- und Deutschlandweit ist die Art, die nur in Europa von der Iberischen Halbinsel bis nach Deutschland verbreitet ist, sehr selten geworden, Tendenz fallend. Grund für die Europäische Kommission 2012 einen europäischen Aktionsplan für diese Verantwortungsart ins Leben zu rufen. Die Maßnahmen in Stolberg tragen dazu bei, diesen Aktionsplan lokal umzusetzen und die Geburtshelferkröte für zukünftige Generationen zu erhalten.
Die Halde „Birkengang“ ist durch den Abraum der Grube „Birkengang“ entstanden. In dem damals noch zu Eschweiler gehörenden Ortsteil „Birkengang“ lagerte der durchaus mächtige Steinkohleflöz „Großkohl“, der von 1803 bis 1883 erschlossen wurde. In unmittelbarer Nähe zum Bergwerk nahm 1846 die Hütte „Birkengang“ ihren Betrieb auf und lieferte bis 1926 den Werkstoff Zink. Nach Ende des Abbaus von Zink und Kohle hat sich die Halde zu einem Gebiet entwickelt, das für den Erhalt der heimischen Natur Bedeutung erlangte und daher auch als sogenannten „geschützter Landschaftsbestandteil“ unter Schutz steht. Kleine Flächen sind mit Heiden und Galmeifluren bewachsen, die zum Teil mit Schafen beweidet werden. An anderen Stellen sind mit der Zeit Bäume und Sträucher aufgewachsen. Doch diese Entwicklung ist für für manche Tierarten nicht immer erstrebenswert. Die zunehmende Beschattung durch Bäume und Sträucher könnte ein Grund sein, warum sich die Geburtshelferkröte aus dem ehemaligen Haldengebiet in die angrenzenden Gärten zurückgezogen hat. Nun soll sie wieder in das Schutzgebiet zurückkehren und dort eine dauerhafte Heimat finden.