Lebensräume für gefährdete Amphibienarten in der StädteRegion Aachen
Tagesverstecke, Winterquartiere und Jagdreviere
Maßnahmen im Landlebensraum der Unken und Kröten
Erwachsene (adulte) Gelbbauchunken, Geburtshelferkröten und Kreuzkröten haben aufgrund ihrer jeweiligen Lebensweise unterschiedliche Ansprüche an ihren Landlebensraum. Allen drei Arten gemein ist, dass sie offene, besonnte und wenig bewachsene Flächen sowie ausreichend viele und geeignete Versteckmöglichkeiten in ihrem „Revier“ benötigen.
In der StädteRegion kommen die drei Amphibienarten schwerpunktmäßig auf Truppenübungsplätzen und in Steinbrüchen, Kiesgruben und auf Abraum-Halden des Bergbaus vor, wo die Nutzung bzw. Abbautätigkeit Landschaftsbereiche offene gehalten hat. Mittlerweile liegt die Zeit der Nutzung in einigen Gebieten lange zurück, sodass die Wiederbesiedlung mit Pflanzen - die Sukzession - stellenweise schon bis zum Bestand mit Sträuchern und Bäumen fortgeschritten ist.
Besonntes Gelände
Die Hauptaufgabe beim Wiederherstellen und Erhalten des Landlebensraumes ist es, vor allem die Aufenthaltsorte der erwachsenen Tiere wie südexponierte Blockschutthalden, Schotter- und Sandflächen sowie Bereich rund um zum Ablaichen genutzten Gewässer von Gehölzen zu befreien (siehe Fotodokumentation Gehölzentnahme). Im Anschluss an die Maßnahme wird der Landlebensraum wieder gut von der Sonne beschienen und die wechselwarmen, wärmeliebenden Zielarten finden optimale Lebensbedingungen. Damit die Fläche möglichst lange frei von Gehölzen bleiben, werden diese mitsamt der Wurzel herausgenommen, die dann an anderer Stelle aufgehäuft als Tagesverstecke dienen können. Müssen die Wurzeln im Boden bleiben, um einen Hang zu stabilisieren, werden sie gefräst oder kreuzweise eingeschnitten, damit sie nicht wieder austreiben. Gehölzentnahmen finden zum Schutz von Brutvögeln vorwiegend zwischen Oktober und Februar statt.
Versteck- und Überwinterungsmöglichkeiten
Tagesverstecke und sichere Winterquartiere sind essentielles „Mobiliar im Heim“ von Kreuzkröte, Geburtshelferkröte und Gelbbauchunke. Zum Schutz vor dem Austrocknen suchen Sie nach Hohlräumen unter oder zwischen Steinen, Totholzhaufen oder Erdhöhlen anderer Tiere. Die beiden Krötenarten können sich in lockeren Boden eingraben, die Kreuzkröte bis knapp zwei Meter tief.
Wenn Elemente in der Umgebung der Laichgewässer fehlen, die sich als Tagesversteck oder Winterquartier eignen, werden sie - insbesondere in Trittsteinbiotopen - nach guter fachlicher Praxis angelegt (z.B. NRW-Leitfaden "Wirksamkeit von Artenschutzmaßnahmen" für Amphibien). Hierbei kommen z.B. Sandhaufen, Gesteinsaufschüttungen, Trockenmauern oder Totholzhaufen zum Einsatz.
Um Winterquartiere mit frostfreien Verstecken zu schaffen, werden knapp ein Meter tiefe Mulden ausgehoben, nur mit Natursand gefüllt (Sandhaufen) oder Steine unterschiedlicher Größe auf einem Bett aus Sand aufgehäuft (Gesteinsaufschüttung). Eine Trockenmauer wurde z.B. im Stolberger Stadtteil Velau im geschützten Landschaftsbestandteil Birkengang für Geburtshelferkröten angelegt.
Nach einer Gehölzentnahme können die Wurzelstubben als Versteckmöglichkeit genutzt werden, wenn sie vor Ort übereinandergelegt werden. Auch Reste alter Förderbandmatten sind z.B. bei den Kreuzkröten als Tagesversteck sehr beliebt und werden gezielt für das Monitoring (Link) ausgelegt.
Zukunftssichere Lebensräume
Um die angelegten Strukturen und Lebensräume langfristig zu erhalten, werden, wo dies möglich ist, Flächen extensiv im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms bewirtschaftet. Das heißt, sie werden regelmäßig gemäht oder beweidet, aber ohne den Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmittel bewirtschaftet. Auch Ackerflächen werden extensiviert, da dieser Lebensraum von der Kreuzkröte genutzt wird, vor allem dort, wo durch Bergsenkungen temporäre Gewässer in den Äckern entstehen. Von einem Verzicht auf Düngung und Pflanzenschutzmittel profitiert die Kreuzkröte, aber auch andere Arten der Feldflur.
In Steinbrüchen oder auf sandig-kiesigen Flächen wird stellenweise der Oberboden, also der Bereich indem sich die Nährstoffe für das Pflanzenwachstum befinden, abgeschoben. Somit wird verhindert, dass Pflanzen gut wachsen können. Der Bewuchs der Fläche wird hinausgezögert. Eine Pflege ist weniger oft notwendig.