Lebensräume für gefährdete Amphibienarten in der StädteRegion Aachen
Biologische Station und Stadt Baesweiler arbeiten im Amphibienschutz zusammen
Bergehalde Carl-Alexander soll Heimstätte für seltene Krötenarten bleiben
Baesweiler, 13. August 2019. Am Fuße der Bergehalde Carl-Alexander werden künstliche Gewässer angelegt und Gehölze entfernt, um Kreuzkröten und Geburtshelferkröten Laichgewässer und geeignete Landlebensräume zu bieten. Die beiden Krötenarten sind stark gefährdet, ihre Bestände in der StädteRegion Aachen stark rückläufig. Diesem Trend will die Biologische Station StädteRegion Aachen mit dem Projekt „LIFE-Amphibienverbund“ entgegenwirken. Auf dem Gelände der Berghalde „Carl-Alexander“ arbeitet sie eng mit der Stadt Baesweiler zusammen.
Sie ist schon von weitem zu erkennen: Die Bergerhalde Carl-Alexander ragt etwa 80 Meter aus dem umliegenden Gelände auf. Der „Schwarze Berg“ ist aus Abraum der Kohleindustrie entstanden und heute mit seinem Rundweg und der Aussichtsplattform ein beliebtes Ausflugsziel in Baesweiler. Nicht nur die Aussicht ist schön, auch viele seltene Tier- und Pflanzenarten haben hier einen Lebensraum aus zweiter Hand erhalten, wie zum Beispiel die gefährdeten Amphibienarten Geburtshelferkröte und Kreuzkröte. Sie nutzen die Schlammteiche und Fahrspuren, um ihre Larven und Eier abzusetzen. Das kaum bewachsene und lückige, schwarze Abraummaterial eignet sich für die Amphibien hervorragend zum Graben. Hier verstecken sich die erwachsenen Tiere am Tag und im Winter. Wenn nicht entsprechende Pflegemaßnahmen ergriffen werden, verschwinden die Gewässer jedoch und die offenen, pflanzenarmen Flächen wachsen zu. Anders als in ihrem natürlichen Lebensraum: in Fluss- und Bachauen erschafft die Dynamik des Wassers den Tieren alle wichtigen Lebensraumstrukturen immer wieder neu.
Auf der Berghalde Carl-Alexander ersetzt der Mensch die Dynamik der Gewässer. Das Umweltamt der StädteRegion Aachen, die Stadt Baesweiler und die Biologische Station StädteRegion Aachen ziehen hierbei an einem Strang. In den vergangenen Jahren hat die Stadt Baesweiler zum Erhalt der Kreuzkröte beigetragen, indem mit dem Bagger mehrmals gezielt Grabungen und Fahrspuren am Haldenfuß angelegt wurden. „Die Kreuzkröte laicht in flachen Gewässern, die frei von Pflanzenbewuchs sind und möglichst keine anderen Tiere beherbergen, die die Larven fressen könnten“ erklärt die Projektleiterin Bettina Krebs von der Biologischen Station StädteRegion Aachen. Deshalb müssen alle ein bis zwei Jahre die Fahrspuren und Grabungen erneuert werden, damit sie ihren unbewachsenen Zustand bewahren. Auch die Umgebung der Gewässer sollte möglichst spärlich bewachsen sein, damit die Tiere auf Nahrungssuche gehen können. Mit der Zeit waren am Haldenfuß allerdings viele Gebüsche aufgekommen, die im Frühjahr ebenfalls im Auftrag der Stadt Baesweiler beseitigt wurden.
Aktuell werden die Aktivitäten der Stadt durch weitere Maßnahmen der Biologischen Station StädteRegion Aachen e.V. ergänzt. Mit finanzieller Unterstützung der EU, des Landes NRW und der StädteRegion Aachen werden haltbare, pflegeleichte Gewässer aus Beton angelegt. Hierbei werden nicht nur rund 20 kleine, flache, Pfützen-artige Tümpel für die Kreuzkröten geschaffen, sondern auch drei größere, bis zu 70 Zentimeter tiefe für die Geburtshelferkröte. Die Larven der Geburtshelferkröten können überwintern und sind deshalb auf Gewässer angewiesen, welche nicht komplett zu frieren. Diese größeren Becken sollen den Schlammteich ersetzen, den die Geburtshelferkröte lange Zeit zur Vermehrung nutzte, der aber in den letzten beiden Sommer ausgetrocknet ist. Ergänzt wird die Maßnahme im Herbst mit der weiteren Freistellung von angrenzenden Böschungsbereichen, die von der Geburtshelferkröte bevorzugt als Tages – und Winterversteck genutzt werden. Die Stadt Baesweiler unterstützt das Projekt, indem sie die Flächen langfristig für den Naturschutz zur Verfügung stellt. „Wir sind froh, dass solche besonderen Tierarten wie die Kreuzkröte und Geburtshelferkröte auf unserer Halde leben und unterstützen deshalb sehr gerne die Biologische Station und das Umweltamt der StädteRegion Aachen in den Bemühungen unsere Naturschätze zu bewahren“, so Bürgermeister Prof. Dr. Linkens.
Umgesetzt werden die Bauarbeiten durch die niederländischen Stiftung IKL, die seit Jahren in der Provinz Limburg erfolgreich Amphibienschutzmaßnahmen umsetzt. Die Bauarbeiten für die Gewässer halten noch bis Mitte August an. Deren Fortschritt kann zum Teil von der Plattform auf dem Haldenkopf beobachtet werden, wo auch ein Schild über den Zweck der Bauarbeiten informiert.
Bettina Krebs
Projektleitung „LIFE Amphibienverbund“