Lebensräume für gefährdete Amphibienarten in der StädteRegion Aachen
Acker am Blausteinsee soll Lebensraum für die Kreuzkröte werden
Künstliche Ackersenken werden mit einem speziellen Tonmaterial angelegt
Eschweiler, 8. August 2022
Ab Mitte August wird schweres Gerät auf einem Acker am Blausteinsee zu sehen sein. Im Auftrag der Biologischen Station StädteRegion Aachen legt die Firma Astakus aus Zemmer künstliche Ackersenken an. Ziel der Maßnahme ist es, den Acker als Lebensraum für die europaweit geschützte Kreuzkröte zu optimieren.
Die Kreuzkröte mit ihrem charakteristischen gelben Rückenstreifen benötigt für ihre erfolgreiche Fortpflanzung warme, möglichst offene Wasserflächen ohne Pflanzen, die auch immer mal wieder austrocknen. Ursprünglich lebten Kreuzkröten in den Überflutungsflächen an Flüssen und Bächen. Da solche natürlichen Überflutungsflächen bei uns kaum noch existieren, weichte die Kreuzkröte auf andere Lebensräume, wie Bergehalden, Deponien aber auch Äcker mit Senken aus. Auch um den Blausteinsee herum war die Art bis zum Jahr 2006 zu finden. Mittlerweile sind dort keine geeigneten Gewässer mehr vorhanden und das Gelände ist zum Nachteil der wärmeliebenden Art stark zugewachsen. Insgesamt hat die Anzahl an Kreuzkröten in der Region in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen. Deshalb kümmert sich die Biologischen Station StädteRegion Aachen mit dem Projekt „LIFE-Amphibienverbund“ in Zusammenarbeit mit der unteren Naturschutzbehörde der StädteRegion Aachen darum, die Lebensbedingungen für die Kreuzkröte wieder zu verbessern. Da die Kreuzkröte europaweit geschützt ist, erfährt die Biologische Station zusätzlich finanzielle Unterstützung vom Land NRW und von der Europäischen Kommission.
In direkter Nähe zum Blausteinsee werden daher warme, stehende Gewässer mit flachem Wasserstand und wenig Bewuchs geschaffen. Wichtig ist, dass die Gewässer zeitweise austrocken, damit sich keine Fressfeinde ansiedeln. Dies stellt für die Anlage von künstlichen Gewässern eine besondere Herausforderung dar. Einerseits soll das Wasser lange genug halten, damit sich die Kaulquappen zu Jungtieren entwickeln können. Andererseits, sind die Gewässer für die Kreuzkröte nicht geeignet, wenn Sie dauerhaft Wasser führen. Auch die zunehmende Trockenheit in den Sommermonaten ist ein schwierig einzuplanender Faktor. Deshalb werden auf dem Acker drei Senken mit unterschiedlicher Tiefe angelegt. Die Kreuzkröte hat eine Strategie entwickelt, um mit schnell austrocknenden Gewässern leben zu können. In ihren Laichschüren mehrere tausend Eier und die Entwicklung von der Kaulquappe bis zum Jungtier dauert nur wenige Wochen.
Dr. Ulrike Klöcker von der Biologischen Station erläutert: „Um auf Ackerflächen Senken möglichst naturgetreu zu imitieren wird ein spezielles Tongemisch verwendet. Nach dem Ausheben der Gewässergrube wird das Tongemisch eingekippt, gut verdichtet und mit einer Auflast z.B. Aushub der Grube beschwert“. Der Acker kann danach um die Gewässer herum und auch in Gewässerrandbereichen weiter bewirtschaftet werden, ohne dass die Abdichtung des Gewässers beschädigt wird.
Der Acker in direkter Nähe zum Blausteinsee befindet sich im Eigentum der StädteRegion Aachen und wird schon seit zwei Jahren extensiv im Rahmen des Vertragsnaturschutzes bewirtschaftet. Es wird, zum Vorteil vieler Lebewesen, weder gedüngt noch werden Pflanzenschutzmittel eingebracht. Davon profitieren neben der Kreuzkröte, verschiedene Insekten und auch Feldvogelarten wie z.B. Feldlerche und Rebhuhn. Die nachtaktive Kreuzkröte gräbt sich tagsüber gerne ein oder nutzt Mäuselöcher. Als Versteckmöglichkeit werden zwei Sandhaufen auf der Fläche aufgeschüttet.
Im nahegelegenen Neu-Lohn wird eine weitere künstliche Ackersenke geschaffen. Hier befindet sich auf ganz in der Nähe bereits ein Kreuzkrötenvorkommen. Es wird spannend zu beobachten, wie schnell die Kreuzkröte die für sie angelegten Biotope findet und nutzt. Weitere Trittsteinbiotope zur Vernetzung sind in Zukunft geplant. Die Biologische Station hofft hierbei auf die Unterstützung von Flächeneigentümern, die bereit sind Flächen für Trittsteinbiotope zur Verfügung zu stellen.