Der Waschbär - eine Gefahr für die Gelbbauchunke

Wie die neuen Amphibienlebensräume geschützt werden

In Stolberg scheint sich der Waschbär auf Gewässerkomplexe spezialisiert zu haben, die für die Gelbbauchunke und andere Amphibienarten angelegt wurden. Dort sucht er gezielt und wiederholt die einzelnen Gewässer nach Nahrung ab. Dabei hilft dem Kleinbären sein ausgeprägter Tastsinn. Zudem scheint der geschickte Jäger unempfindlich gegenüber dem Gift der Gelbbauchunke zu sein.

Bestandseinbruch bei der Gelbbauchunke im Frühjahr 2023

Im Frühjahr 2023 wurden erstmals dramatische Bestandseinbrüche der Gelbbauchunken in einigen Gebieten beobachtet, obwohl die Witterungsbedingungen in diesem Jahr gut waren. Die Gelbbauchunke ist aufgrund des Lebensraumverlustes ohnehin landesweit vom Aussterben bedroht und auf Naturschutzmaßnahmen angewiesen. Als Sofortmaßnahme gegen den zusätzlichen Fraßdruck durch den Waschbären wurden in einigen Gebieten Lebendfallen aufgestellt, die von der Unteren Naturschutzbehörde finanziert wurden. Weiterhin wurden Wildtier-Kameras in den Gebieten aufgestellt, wo bisher kein Einverständnis des Jagdberechtigten vorlag oder es noch keine Erkenntnis zu Vorkommen von Waschbären gab. Durch dieses Kamera-Monitoring konnte mittlerweile in allen Gebieten mit Vorkommen der Gelbbauchunke der Waschbär nachgewiesen werden. Die Anzahl der Tiere und die Häufigkeit der Besuche sind unterschiedlich. Durch das Kamera-Monitoring kann zudem festgestellt werden, ob und wann Jungtiere im Gebiet sind. Auch die Gewohnheiten lassen sich beobachten.

Nachweis des Waschbären durch Kamera-MonitoringNachweis des Waschbären durch Kamera-Monitoring© Biologische Station Städteregion Aachen

Abdeckgitter für die Gewässer

Seit Frühjahr 2024 sind in den Stolberger Unken-Gebieten ca. zwei Drittel der technogenen Gewässer mit höhenverstellbaren Abdeckgittern versehen worden. Die Amphibien haben nach wie vor Zugang zu den Gewässern, der Waschbär kann sie jedoch nicht mehr erreichen. Wir haben in den abgedeckten Gewässern sowohl Kaulquappen der Gelbbauchunke als auch der Geburtshelferkröte nachweisen können. Mit Abdeckgittern versehene Gewässer sind nicht mehr interessant für den Waschbären, und die Gitter erfüllen somit ihre Funktion.

Auch der Mitte 2023 in ausgewählten Gebieten begonnene Fang von Waschbären wurde in 2024 in drei bis vier Teilgebieten mit rund 12 Fallen fortgeführt. Bis Ende 2024 wurden insgesamt über ca. 100 Waschbären entnommen. Einige der toten Tiere wurden zu Forschungszwecken von der Universität Frankfurt untersucht. Viele der untersuchten Tiere waren vom Waschbärspulwurm befallen, der auch für den Menschen gefährlich werden kann.

Waschbärsichere Abdeckgitter auf technogenen GewässernWaschbärsichere Abdeckgitter auf technogenen Gewässern© Biologische Station Städteregion Aachen

Neue Kooperationen beim Waschbärmanagement

Eine Kooperation mit der Kreisjägerschaft und dem Umweltamt wurde begonnen. Auftakt war im Herbst 2024 ein gemeinsamer Infoabend zum Thema Waschbär für interessierte Jagdberechtigte. Ein regelmäßiger Austausch im Rahmen einer Arbeitsgruppe ist ab 2025 geplant. Das Projekt hat sich weiterhin an der Waschbärtagung der Naturschutz-Akademie beteiligt.